Dienste am Menschen mal in der Praxis

„Können wir das nächsten Montag wieder machen?“, war die Frage der Schülerinnen und Schüler aus Frau Riveras ev. Religionskurs der Jahrgangsstufe 8, nachdem sie zuvor ca. zwei Stunden Workshops im Alten- und Pflegeheim ,,Bruderschaft zu unserer lieben Frau“ gehalten hatten.

Angelehnt war der Unterrichtsgang an das Thema „Diakonie“, was so viel bedeutet, wie „Dienste am Menschen“ oder „soziale Verantwortung leben“. Denn es war dem Religionskurs wichtig, selbst bei einer diakonischen Aufgabe (in diesem Fall in der Altenhilfe) mitzuwirken. Im Unterricht hatten die Schülerinnen und Schüler zusammen mit Frau Rivera ein Programm für diesen Tag nach Interessen in Kleingruppen ausgearbeitet. Ob Bewegungsaktivitäten, Basteln, Bingo, das Backen von Plätzchen oder Interviews mit den Bewohnern war alles dabei. Das Betreuungspersonal begleitete die Interviews, während die Jugendlichen mit den Bewohnern ins Gespräch kamen.

Es waren alle herzlich eingeladen und es wurde viel geredet und gelacht. Diese Aktion kam bei den „älteren Herrschaften“ als auch bei den jungen Leuten sehr gut an. Gerade die älteren Damen und Herren schätzten es, dass die Schülerinnen und Schüler an ihren Geschichten und Biografien Interesse zeigten. Die Jugendlichen fragten zum Beispiel, worauf sie im Leben stolz seien oder welche Tipps sie für die junge Generation von heute hätten. Ein Rat war ein ernster: „Passt auf, dass sich die Geschichte von damals nicht wiederholt!“, sagte eine 99-Jährige, die sich noch gut an den zweiten Weltkrieg in ihrer Jugend erinnerte und politisch sehr informiert war. Die Bewohner zeigten sich sehr offen in den Interviews und die Schülerinnen und Schüler waren begeistert, wie fit und ehrgeizig viele waren. Eine Dame wurde doch glatt zwanzig Jahre jünger geschätzt. „Ja, schön wär‘s!“, sagte die 96-Jährige lachend.

 
Exkursion Altenheim eR 8 2024

Auch Flexibilität in der Durchführung des Programms war gefragt, da die Jugendlichen nicht immer alles so durchführen konnten, wie sie es sich zuerst überlegt hatten. Da wurde aus dem Spiel mit einer Münze dann eines mit einem Ball und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade wurden angepasst, damit auch die Damen und Herren im Rollstuhl bei den Bewegungsspielen mitmachen konnten. Die Stimmung war ausgelassen und heiter und in allen Bereichen gab es viel Spaß für alle Beteiligten.

Exkursion Altenheim eR 8 2024Ein freundliches Dankeschön und leckere Schokolade von Frau Ostendorf, die die Kooperation mit der Schule sehr begrüßt und mit vorbereitet hatte, versüßte den Schülerinnen und Schülern am Ende dann den Rückweg zur Schule. Schließlich waren sich alle einig: „Dies war ein Tag, den wir so schnell nicht vergessen werden.“

Erfahrungsbericht einer Schülerin

Hallo, ich bin Emily und eine Schülerin aus der 8. Klasse. In unserem evangelischen Religionskurs, der von Frau Rivera unterrichtet wird, waren wir letzten Montag im Altenheim ,,Bruderschaft zu unserer Lieben Frau”. Ich glaube, an diesem Tag haben wir alle ein paar außergewöhnliche Erfahrungen gemacht und das war echt schön.

Der Grund warum wir diese Aktion überhaupt gemacht haben, war, dass wir den Leuten helfen und ihnen einen schönen Tag bereiten wollten. Die Idee kam dadurch auf, dass wir in unserem Unterricht das Thema „Diakonie” hatten. Wir alle waren direkt überzeugt, als der Vorschlag kam, diesen Dienst an den Menschen auch in die Tat umzusetzen. Also überlegten wir, wie wir das machen konnten, und so kamen verschiedene Ideen für Workshops zusammen (backen, Bewegungsspiele, basteln, Bingo und Interviews).
Gerade bei den Bewegungsspielen gab es viele positive Rückmeldungen im Altenheim. Es war für die Bewohner sehr abwechslungsreich und da die Spiele mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden aufgebaut waren, war für jeden was dabei. Und auch uns Schülern hat die Arbeit sehr viel Spaß gemacht und wir fanden es am Ende des Tages am besten, dass wir den älteren Leuten tatsächlich einen schönen Tag bereitet haben.

Allerdings war es für einige auch sehr ungewohnt, mit den „älteren Herrschaften“ die Workshops durchzuführen, denn in manchen Gruppen konnten die Bewohner nicht so viel mitmachen, wie erhofft. Dies war zum Beispiel in der Back-AG so, da dort mehr Plätzchen dekoriert, statt selbst gebacken wurden. Dennoch hat es den älteren Menschen und uns im Endeffekt Spaß gemacht und das hörte man auch in manchen Gesprächen zwischen den Bewohnern heraus.

Ich kann dieses Projekt auch wirklich weiterempfehlen, weil es sich lohnt, solch eine Erfahrung zu machen. In unserer Gruppe bei den Interviews haben wir viel gelernt und auch eine komplett andere Perspektive auf das Leben bekommen. Wir haben gemerkt, wie anders die Persönlichkeiten schon nur beim Beantworten von ein paar Fragen sind. Einige der älteren Menschen, die wir interviewt haben, wurden emotional oder erzählten längere Geschichten. Andere wiederum antworteten einfach nur recht kurz.
Ich glaube, dass jeder mal ein bisschen von der Erfahrung der älteren Leute mitbekommen sollte, weil mir das zum Beispiel gezeigt hat, wie viel sich in so wenig Zeit ändern kann. Außerdem müssen wir zusehen, dass sich auch Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen dürfen. Mir wurde erst im Gespräch richtig klar, dass wir dies ja als junge Generation beeinflussen.

Letztendlich war das Projekt ein einfacher Weg, den Leuten wenigstens einen Tag etwas Gutes zu tun und sie glücklich zu machen. Wir haben gemerkt, nicht mehr zu Hause zu wohnen und auf Hilfe angewiesen zu sein, ist für die älteren Menschen auch nicht einfach und einige haben auch mit ihrer Situation zu kämpfen. Ich könnte mir gut vorstellen, nochmal so einen Tag im Altenheim zu verbringen und noch mehr mit den älteren Damen und Herren zu reden und den Bewohnern dort einfach den Tag vielleicht ein kleines bisschen zu verschönern. Denn am Ende haben wirklich beide Seiten etwas davon.

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