Was für eine Wahnsinnsleistung! Bis zum Landesfinale von Nordrhein-Westfalen haben es die jüngsten Mädchen des Städtischen Gymnasiums Goch im Fußball der Wettkampfklasse IV der Jahrgänge 2001/2002 (5./6. Klasse) im Rahmen des Landessportfestes der Schulen geschafft und am Ende einen nicht für möglich gehaltenen zweiten Platz erreicht. Das heißt nichts anderes, als dass das Gocher Mädchen-Team in diesem Jahrgang die zweitbeste Fußball-Schulmannschaft unseres Bundeslandes ist und sich nur dem Landrat-Lucas-Gymnasium Leverkusen geschlagen geben musste. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass diese Schule fast 2000 Schüler/innen hat, eine anerkannte Eliteschule des Sports in NRW ist, u.a. mit dem Förderschwerpunkt Mädchenfußball, und mit dem Großverein Bayer Leverkusen kooperiert, sodass sie in mehreren Sportarten fast konkurrenzlos über allen anderen NRW-Schulen steht.
Aber nun der Reihe nach der Weg bis ins Landesfinale: Zunächst wurde im April die Kreismeisterschaft gegen das Gymnasium Rees mit dem Rekordsieg von 20:1 gewonnen, das schon andeutete, dass die Gocher Mädchen ein starkes Team sind. Am 7. Mai reiste man zur Regierungsbezirks-Vorrunde nach Krefeld, wo ebenso ungefährdete und deutliche Siege gegen die Gegner aus Mönchengladbach (8:0), Viersen (13:0) und Krefeld (2:0) eingefahren wurden. Dadurch war das Team für die Endrunde qualifiziert, in der es darum ging, um den Titel des Regierungsbezirksmeisters Düsseldorf zu kämpfen und sich für das Landesfinale NRW zu qualifizieren. So fuhr die Mannschaft am 28. Mai aufgrund des bisherigen glatten Durchmarsches recht optimistisch nach Remscheid, wo man natürlich auf erheblich stärkere Konkurrenz traf. Aber auch hier setzten sich die Gocher Schülerinnen am Ende recht sicher ohne Punktverlust durch, indem die Gegnerinnen der NRW-Sportschule Solingen mit 3:0, der Gesamtschule Duisburg-Meiderich mit 1:0 und des Carl-Duisberg-Gymnasiums Wuppertal mit 2:1 geschlagen wurden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass an diesem Tag die überragende Jana Barbara alle Tore erzielt hat.
Am 18. Juni stand schließlich das NRW-Landesfinale in Wülfrath an, wo sich die fünf Regierungsbezirksmeister aus Nordrhein-Westfalen trafen, um den Landestitel in einem Turnier „Jeder gegen Jeden“ auszuspielen. Durch wöchentliches Training gut vorbereitet, machten sich die Gocher Gymnasiastinnen mit ihrem Sportlehrer Günter Kerkhoff auf den Weg ins Bergische Land. Am bisher heißesten Tag des Jahres mit über 30 Grad warteten gleich vier Spiele auf die Mannschaft. An dieser Stelle muss aber noch erklärt werden, dass vor jedem einzelnen Spiel – wie in allen anderen Runden zuvor auch – noch ein Technikwettbewerb vorgeschaltet wurde. In drei Wettbewerben (Dribbeln, Passen, Torschuss) musste man gegen den jeweiligen Gegner zuerst seine technischen Fertigkeiten unter Beweis stellen. Dabei konnte der Sieger beim Dribbeln und Passen je einen Punkt, der Sieger bei der Torschuss-Übung jedoch zwei Punkte gewinnen. Wer den Technik-Wettbewerb gewann, wurde mit einer 1:0-Führung schon vor dem Anpfiff des nachfolgenden Spiels belohnt; bei unentschiedenem Ausgang begann das Spiel mit einem 1:1-Stand.
Der Turnierplan wies gleich im ersten Spiel die Begegnung Gymnasium Goch gegen den erklärten Favoriten aus dem Regierungsbezirk Köln, das Landrat-Lucas-Gymnasium Leverkusen, aus. Die Wartezeit bis zum ersten Spiel geriet recht lang, weil eine Mannschaft staubedingt erst mit 40-minütiger Verspätung eintraf. Da durch die um 11 Uhr schon beträchtliche Hitze und bestimmte Vorgaben der Organisatoren eine gute Spielvorbereitung nicht gut möglich war, ging man nicht optimal in dieses erste Spiel. Die Technik-Übungen zeigten schon, dass die Leverkusenerinnen einiges drauf hatten. Sie gewannen das Dribbeln und die Torschuss-Übung, während die Gocher Mädchen beim Passen schneller waren. Das Spiel begann also mit einem 0:1-Rückstand, den es aufzuholen galt. Dies stellte sich jedoch schnell als praktisch unmöglich heraus, denn der Gegner operierte – für unsere Mädchen total ungewohnt – mit einem für diese Altersklasse bei Mädchen bisher noch nicht gesehenen Pressing. Das heißt, dass die ballführende Spielerin meist von zwei Gegnerinnen attackiert wurde und mögliche Passwege zu den Mitspielerinnen auf engem Raum zugestellt waren. Soweit ist die Gocher Schulmannschaft taktisch noch nicht geschult, dass sie sich durch geschicktes Freilaufen aus diesen Situationen hätten befreien können. Während man selbst dadurch kaum Torchancen herausspielen konnte, trafen die Leverkusener dreimal zum verdienten 4:0-Endstand.
Im zweiten Spiel trafen die Gocher Mädchen auf den Vertreter des Regierungsbezirks Detmold, das Gymnasium Löhne. Auch hier mussten sie aufgrund des verlorenen Technik-Wettbewerbs einen 0:1-Rückstand aufholen, was auch durch Tore von Donjeta Rexhepi und Jana Barbara zur verdienten 2:1-Führung gelang. Leider erkannte der Schiedsrichter ein gegnerisches Tor zum 2:2-Ausgleich an, obwohl vorher ein klar ersichtliches Foul gegen die Gocher Torhüterin Greta Görtz begangen worden war. Durch nur einen Punkt aus zwei Spielen war die Stimmung natürlich etwas gedrückt, aber durch eine etwas längere Pause konnte sich das Team wieder sammeln. Man wollte jetzt unbedingt noch unter die ersten Drei kommen. Das nächste Spiel war gegen das Pascal-Gymnasium aus Münster angesetzt. Mit voller Konzentration konnte diesmal der technische Wettbewerb erfolgreich gestaltet werden. Die somit verdiente 1:0-Führung konnte Münster zwar fünf Minuten vor Schluss ausgleichen. Da aber jetzt nur noch ein Sieg zum ausgegebenen Ziel weiterhalf, wurde der Druck auf den Gegner nochmal erhöht, was sich durch den Siegtreffer von Donjeta Rexhepi kurz vor Schluss bezahlt machte.
Im letzten Spiel kam der Gegner aus dem Regierungsbezirk Arnsberg und hieß Friedrich-Bährens-Gymnasium Schwerte. Beide Mannschaften hatten durch die ziemlich ausgeglichenen Resultate (nur Leverkusen marschierte ohne Punktverlust mit deutlichen Siegen durch das Turnier) jetzt die Chance auf Platz 2 bzw. 3. Das Spiel begann mit einem 1:1 nach unentschiedenem Ausgang beim Technik-Wettbewerb, weil die Gocher Mädchen trotz deutlicher Führung bei den Torschüssen noch Pech mit einigen Pfosten- und Lattentreffern hatte. Das brachte die Spielerinnen aber nicht mehr aus dem Konzept, denn während man den Gegnerinnen den langen Turnierverlauf schon anmerken konnte, steigerte sich das konditionell starke Gocher Team - auch bedingt durch die guten Einwechselspielerinnen – erneut, und kamen zu einem ungefährdeten 5:2-Sieg, zu dem die Tore von Jana Cleven (2) und wiederum von Jana Barbara und Donjeta Rexhepi beigesteuert wurden. Damit war der zweite Platz nach etwas holprigem Start doch noch – und auch völlig verdient, was das Auftreten der Mannschaft insgesamt betraf – gesichert. Denn die Mädchen haben sich immer ins Zeug gelegt und alles gegeben. Sie haben sehr gut gekämpft, sind bei der großen Hitze an ihre physischen Grenzen gegangen und haben gut zusammengespielt, sodass jede Spielerin ihren wertvollen Beitrag zu diesem außergewöhnlichen Erfolg beigetragen hat. Die Freude über den erreichten zweiten Platz war bei allen auf jeden Fall größer als die Enttäuschung über das entgangene Bundesfinale mit fast einer Woche „Sonderurlaub“. Als Belohnung erhielt jede Spielerin eine persönliche Urkunde, ein T-Shirt und eine Erinnerungsmedaille, sodass das Team wohl noch lange an diese erfolgreiche Zeit zurückdenken wird.
Diese Leistung ist auch aus statistischer Sicht als besonders wertvoll zu vermerken, denn es ist nach der Teilnahme einer Leichtathletik-Mädchen-Mannschaft am Bundesfinale im Jahre 2002 der zweitgrößte Erfolg einer Gocher Schulmannschaft (zusammen mit dem 2. Platz im NRW-Landesfinale der Jungen-Fußball-Mannschaft WK III im Jahre 2008) seit über 30 Jahren.
Die Abschluss-Tabelle des Landesfinales von NRW:
|
Schule |
Spiele |
Punkte |
Tore |
1. |
Landrat-Lucas-Gymnasium Leverkusen (RB Köln) |
4 |
12 |
14:2 |
2. |
Städtisches Gymnasium Goch (RB Düsseldorf) |
4 |
7 |
9:9 |
3. |
Pascal-Gymnasium Münster (RB Münster) |
4 |
4 |
5:8 |
4. |
Friedrich-Bährens-Gymnasium Schwerte (RB Arnsberg) |
4 |
2 |
5:9 |
5. |
Städtisches Gymnasium Löhne (RB Detmold) |
4 |
2 |
4:9 |
Auf dem Mannschaftsfoto stehen von links stehen:
Nadine Hamaekers, Jule Gipmann, Emma Rouenhoff, Lena Dohr, Sportlehrer Günter Kerkhoff, Jana Barbara, Greta Görtz, Donjeta Rexhepi, Seona Kim, Chiara Heisel, Jana Cleven, Anna Krauß. Zum Team gehörte auch Bircan Erkis.