Im Rahmen des Deutschunterrichts hat sich ein Kurs der Jahrgangsstufe EF mehrere Wochen intensiv mit dem Thema „Exillyrik“ beschäftigt.
Der Begriff „Exillyrik“ bezeichnet literarische Texte von Autoren, die aufgrund politischer, religiöser oder rassistischer Verfolgung gezwungen sind, sich an einem anderen als dem von ihnen gewünschten Lebens- und Arbeitsort aufzuhalten. In ihren Werken thematisieren sie ihre Erfahrungen im fremden Land und die damit einhergehenden Schwierigkeiten wie die Bewältigung des Heimat- und Sprachverlustes.
Um in das Leben der Dichter einzutauchen, ihre Gefühle und ihren Schmerz nachvollziehen zu können, waren die Schülerinnen und Schüler dazu angehalten, im Sinne einer kreativen Lyrikwerkstatt selbst Exilgedichte zu verfassen. Doch bewegende und sensible Gedichte zu schreiben, ist wahrlich eine Kunst. Denn dafür braucht man nicht nur Fantasie und Kreativität, sondern auch Technik. Um so beeindruckender sind die Ergebnisse, die im Unterricht entstanden sind.
Nirgendwo Zuhause
Als ich wieder schrie:
„Zuhause war ich nie!“
Ich wurde hier verbannt,
Denn sie nannten mich Emigrant.
Im Leben bin ich einsam,
Weshalb auch oft sehr schweigsam.
Ich habe das Land verlassen
Und stehe nun in Sackgassen.
Ich fühle mich nicht sicher,
Denn ich habe keinen Halt,
So als steh' ich auf 'nem Spalt.
Ich will doch nur eins:
Finden mein Glück.
Wenn auch nur Stück für Stück.
Tim Knops
Einsame Stadt
Wie ein Geist, der durch die Gegend irrt.
Laufe durch die Stadt,
Ein lauter, wilder Fluss fließt,
Doch es nicht mehr schießt.
Mich macht es krank.
Ich schaue auf meine zitternde Hand.
Dunkel, düster, ganz allein.
Meine Seele springt entzwei.
Vorne ein kleines Lichtlein zu sehn',
Dort muss ich schnell hingehn'.
Großes Haus, ganz verlassen,
Doch ich versuche es nicht zu hassen.
Drinnen ganz dunkel, kalt,
Aber ich kriege ein bisschen Halt.
Seh' in der Ecke eine Blume stehn',
die in mir ein Gefühl lässt ergehn'.
Jane Krispin
Ein Fremder in der Ferne
Ich musste einst fliehen,
Aus meiner Heimat ziehen,
In ein Land,
Das ich nicht kenn'.
Dort bin ich fremd.
Sehne mich
Nach dem Tag
Der Rückkehr.
Ich bin so nah
Und doch so fern.
Ich bin hier
Und doch zuhaus'.
Bin nicht in meiner Heimat,
Bin allein in einem fremden Land,
Bis ich kann gehen nach Haus zurück.
Niklas Bollen