Auch Hanna Rouenhoff (EF) ist begeistert von ihrem Highschool-Jahr und schreibt über ihre Zeit im sogenannten Badger State Wisconsin.
Vorbereitung
Als es vor etwa drei Jahren mein größter Wunsch war ins Ausland zu gehen, tat sich als aller erstes eine große Frage auf: Wie macht man so ein Jahr erstmal möglich? Es gibt sehr viele Austauschorganisationen, an die man sich wenden kann und die so ein Jahr im Ausland organisieren und immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Auswahl ist gigantisch und es gibt tausende von Organisationen, was die Auswahl einer passenden Organisation nicht gerade leichter macht! Aber nach einiger Zeit habe ich mich dann bei der Organisation AFS beworben und wurde schon nach kurzer Zeit zu einer Auswahlveranstaltung eingeladen. Dort habe ich dann sehr viele neue Leute kennen gelernt, die auch alle ins Ausland wollten. Außerdem waren bei der Auswahl auch ehrenamtliche Betreuer von AFS dabei, von denen die meisten auch kürzlich erst im Ausland waren. An dem Wochenende haben wir viele Spiele gespielt und in kleinen Runden über verschiedene Themen geredet; so wollten die Betreuer halt sehen, ob wir für ein Austauschjahr überhaupt geeignet sind. Das Wochenende hat mir viel Spaß gemacht und ich habe mich direkt wohl gefühlt bei AFS. Zwei Tage später hatte ich dann die Zusage von AFS bekommen: Ich durfte mit AFS ein Jahr ins Ausland gehen! Ich habe mich super gefreut! Als ich dann auch noch von den anderen erfuhr, dass sie auch alle eine Zusage bekommen haben, freuten wir uns alle schon sehr uns bei den Vorbereitungen wiederzusehen! Also die Auswahl sollte nun wirklich niemanden abschrecken, sich bei AFS zu bewerben, denn so lange du aufgeschlossen und offen bist, sollte der Zusage eigentlich nichts mehr im Wege stehen! Mit der freudigen Nachricht kamen leider auch gefühlte 500 Blätter mit der Post, die nur darauf warteten von meinem Arzt, meinen Lehrern, meinen Eltern und natürlich auch von mir, ausgefüllt zu werden! Das war eine riesen Arbeit aber sicherlich auch ganz sinnvoll, sodass nachher die perfekte Gastfamilie für jeden Schüler gefunden werden konnte! Im Januar hatte ich dann meine erste Vorbereitung, bei der ich viele von der Auswahl wieder traf. Wir wurden an diesem Wochenende spielerisch darauf vorbereitet in einer fremden Kultur zu leben. Auf die erste Vorbereitung folgten dann noch zwei andere im Laufe der nächsten paar Monate. Die Vorbereitungen waren immer sehr abwechslungsreich und hilfreich und haben wieder sehr Spaß gemacht und vor allem hatte man tolle neue Freundschaften geschlossen mit den anderen Austauschschülern! Ich fühlte mich also am Ender der ganzen Vorbereitungen super vorbereitet und konnte kaum noch abwarten, dass es endlich losgeht! Als ich dann erst zwei Wochen vor meinem Abflug meine Gastfamilie bekommen habe, war ich dann noch aufgeregter als vorher!
Als ich dann in Amerika angekommen war, habe ich mich einmal im Monat mit einer Betreuerin vor Ort getroffen um über mögliche Probleme zu sprechen. Außerdem hatten wir viele Austauschschüler-Camps und Treffen in den USA und ich habe mich während meines ganzen Aufenthalts sehr gut betreut gefühlt.
Meine Gastfamilie
Meine Gastfamilie wohnte im Norden Wisconsins direkt am Lake Superior und bestand aus meinen Gasteltern Wendy und Douglas und ihren vier Kindern Brittany (23), Ceili (22), Lydia (20) und Collin (18) und außerdem hatte meine Familie noch einen Hund und eine Katze. Zwei von meinen Gastschwestern gingen jedoch auf ein College und kamen deshalb nur in den Ferien und Feiertagen nach Hause. Meine andere Gastschwester arbeitete in der Nähe und wohnte auch mit uns. Genauso wie mein Gastbruder Collin, der mit mir zusammen das letzte Jahr der High School machte. Ich habe mich von Anfang an total wohl gefühlt und die ganze Familie hat mich sehr herzlich aufgenommen. Die ganze Familie war sehr sportlich und achtete auf gesunde Ernährung, worüber ich dann auch ganz glücklich war. Durch meinen Gastbruder habe ich schon am Anfang meines Jahres, bevor die Schule sogar anfing, viele nette Leute kennen gelernt und viele spaßige Dinge unternommen. Unter anderem waren wir alle auf einer Insel campen, was ein tolles Erlebnis war. Außerdem waren auch meine zwei Gastschwestern noch in den ersten drei Wochen da, da auch sie noch Semesterferien hatten. Wir haben viel unternommen und so gingen die Tage auch schnell vorbei und bald fing die Schule auch schon an.
Meine Schule
Meine Schule hieß Washburn High School und war sehr sehr klein. Es gingen insgesamt nur 200 Schüler auf die Schule. Am Anfang war ich noch etwas skeptisch und dachte mir, dass es bestimmt total langweilig sei in so einer kleinen Schule. Aber schon nach einigen Wochen war ich mehr als glücklich über die Größe der Schule, da ich mich relativ schnell zurechtfand und schon die meisten Schüler und Lehrer kennengelernt hatte. Meinen Stundenplan konnte ich mir selber zusammenstellen wobei mir aber der School Counselor geholfen hat. Ich habe dann im ersten Semester die Fächer Current Events (ein Fach, in dem wir über aktuelle Nachrichten gesprochen haben), Algebra 1 (ein Mathekurs), English 10, Printmaking (eine Kunst Klasse, in der wir verschiedene Druckarten ausprobiert haben), Yearbook (dort haben wir das Jahrbuch der Schule erstellt), Independent Child (da bin ich zu der Grundschule gegangen und habe in einer ersten Klasse mitgeholfen) und noch Study Hall (da konnte man Hausaufgaben machen oder sich einfach ruhig beschäftigen) belegt. Wir hatten jeden Tag die gleichen Fächer, was ich sehr sinnvoll und auch viel einfacher fand. Im zweiten Semester habe ich dann US History (amerikanische Geschichte), Psychology, Photography, Piano, Independent Child und Spanish gewählt. Ich finde es total toll, dass man so viele verschiedene Fächer wählen konnte, die es hier in Deutschland überhaupt nicht gibt. So hatte ich die Chance viele neue Dinge auszuprobieren und viele neue Interessen zu entdecken.
Die Schule fing jeden Tag um 8:10 Uhr an und hörte um 3:00 auf. Danach hatte man immer Training, insofern man Mitglied eines Sportteams war. Es gab drei Sport seasons, in denen unterschiedliche Sportarten angeboten wurden:
• Fall season: Football, Cross-Country (Langlauf), Volleyball und Soccer (für Jungs)
• Winter season: Cross-Country skiing, Downhill Skiing und Basketball
• Spring season: Soccer (für Mädchen) und Track&Field (Leichtathletik)
Ich bin dann im Herbst dem Volleyballteam, im Winter dem Downhill-Ski-Team und im Frühling dem Track-&-Field-Team beigetreten. Dass die Amerikaner ihren Sport sehr ernst nehmen, wurde mir dann schnell an dem täglichen Training und den strengen Regeln bewusst. Aber schon nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt und mir haben alle Sportarten viel Spaß gemacht. Am meisten hat mir Downhill Skiing gefallen, da ich vorher noch nie in meinem Leben Ski gefahren bin und es eine total neue Erfahrung für mich war. Am Anfang war es natürlich noch ziemlich schwer mit den anderen, die mitunter schon seit klein auf Ski fahren, mitzuhalten. Aber das tägliche Training hat sich ausgezahlt und nach den ersten holprigen Versuchen bei Wettbewerben durch den Slalom Parcours zu fahren, ging es immer besser und besser, auch wenn meine Zeiten natürlich nicht annähernd so gut waren wie die der anderen, war ich sehr zufrieden mit meinen Leistungen und alle im Team haben mich unterstützt. Der Zusammenhalt in den Teams war total toll und jeder hat jeden unterstützt - egal in welcher Sportart! Wenn man Spiele oder Wettbewerbe hatte, sind all die Schüler, natürlich in den Schulfarben rot und schwarz bekleidet und angemalt, gekommen und haben das Team lautstark angefeuert.
Ich erinnere mich noch an das State Basketball Spiel (ein Spiel, das entscheidet, wer die beste Mannschaft in einem Bundesstaat ist),wo fast die komplette Schule den weiten Weg auf sich genommen hat und mit Bussen sechs Stunden zu dem Spiel gefahren ist, nur um das eigene Schulteam anzufeuern und zu unterstützen. Anschließend wieder sechs Stunden zurück. Man sitzt also zwölf Stunden in einem Bus, nur um sich ein zweistündiges Spiel anzugucken. Die Fahrt war zwar ziemlich anstrengend, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Man merkt also schnell: Der Zusammenhalt der Schüler ist einfach einzigartig in den USA; die Schüler sind stolz darauf, ein Teil ihrer Schule zu sein, und das merkt man auch außerhalb des Sports!
Außerdem hatte meine Schule noch die sogenannte „Homecoming Week“ - das ist quasi eine Motto Woche, in der man jeden Tag verkleidet zur Schule kommen muss. So kam es dann, dass ich einmal als Oma verkleidet, in einem Ugly Sweater (hässlicher Pullover) oder im Schlafanzug zur Schule kam. Das war für die anderen aber nicht ganz so besonders, da viele das ganze Jahr über in Jogginghose und – ja –auch in Schlafanzügen in die Schule kamen. Das war am Anfang sehr komisch für mich, aber schon bald hatte ich mich daran gewöhnt und bin selber ab und zu in Jogginghose zur Schule gegangen.
Wir hatten dann auch noch so einige andere Mottotage, Tänze und Aktionen in der Schule, sodass die Zeit sehr schnell verging und das Schuljahr sich dem Ende näherte. Weil ich auf meiner Schule ein Senior (12. Klasse) war, durfte ich sogar mit all den anderen Seniors an der „Graduation Ceremony“ teilnehmen und habe mein High School Diploma erhalten. Das war nochmal ein Highlight und ein toller Abschluss meines amerikanischen Schuljahres.
Ausflüge
Während meiner Zeit dort, habe ich viel von meinem Staat Wisconsin gesehen und meine Gastfamilie hat mir viel gezeigt. Die sechsstündig entfernte Hauptstadt Madison habe ich sogar mehrmals während meines Jahres besucht.
Kurz vor Weihnachten bin ich dann zusammen mit meiner Gastfamilie nach Chicago gefahren, was definitiv ein anderes Highlight war, da ich außerdem noch die Chance hatte, eine andere Austauschschülerin dort zu treffen, die ich schon vorher hier in Deutschland kennengelernt hatte.
Im Frühling hatte ich dann die Chance, mit meiner Schule eine Woche nach New York City zu fahren. In dieser Woche habe ich sehr viel von New York gesehen und es war eine unvergessliche Reise!
An einem Wochenende im Juni war ich dann noch mit meiner Senior Class in den Wisconsin Dells für drei Tage. Die Wisconsin Dells sind quasi eine Stadt voller Wasser- und Freizeitparks und es war auf jeden Fall eine sehr spaßige Fahrt mit der Schule.
Ansonsten war ich noch öfters in den Nachbarstaaten Minnesota und Michigan.
Fazit
Ich bin wirklich froh, die Chance gehabt zu haben, ein Jahr in den USA zu verbringen. Ich habe unendlich viele Erfahrungen gesammelt, die mir niemand mehr nehmen kann. Ich habe viele schöne Orte gesehen und unglaublich viel erlebt. Das Beste aber sind all die Menschen, die ich kennen lernen durfte und die zu unglaublich guten Freunden in so einer kurzen Zeit geworden sind: unter anderem andere Austauschschüler, aber natürlich auch Amerikaner. Besonders ist mir auch meine Gastfamilie ans Herz gewachsen, die zu meiner zweiten Familie geworden ist! Die Zeit ging einfach unglaublich schnell vorbei und es war sehr schwer mich von meiner Gastfamilie und meinen Freunden zu verabschieden. Aber ich bin mir ganz sicher, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich amerikanischen Boden unter den Füßen hatte!
Ich kann einfach jedem weiterempfehlen auch ein Austauschjahr zu machen!
It’s not a year of your life, it’s a life in one year.
Hanna Rouenhoff (EF)