Am 03.06.2014 durfte das Gymnasium Goch Herrn Robin Devries und seine Gemahlin als Gast begrüßen. Robin Devries ist der Sohn des ehemaligen Gocher Mitbürgers Max-Adolf Devries, welcher durch den Terror des Nationalsozialismus in die Emigration nach Australien vertrieben wurde.
Anlässlich der Verlegung von „Stolpersteinen“ zur Erinnerung an Verfolgte des Nationalsozialismus in Goch nahm Herr Devries die weite Anreise aus Australien auf sich, besuchte die Stadt und folgte der Einladung des Städtischen Gymnasiums, in einem Vortrag den Schülern und Schülerinnen die persönliche Geschichte seiner Familie näher zu bringen.
So nahmen an diesem Vormittag über 100 interessierte Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis Q1 die Gelegenheit wahr, der lokalen Geschichte „hautnah“ zu begegnen, die mit zahlreichen Fotos veranschaulichte Präsentation zu verfolgen und anschließend in einer offenen Gesprächsrunde den Kontakt zu intensivieren und die gegenseitigen Erfahrungen zu vertiefen. Die Tatsache, dass die Kommunikation dabei in englischer Sprache erfolgte, stellte rasch keine Hürde mehr dar, sondern verdeutlichte vielmehr, dass das Unrecht des Nationalsozialismus bis jetzt weitreichende Auswirkungen hat und somit auch für die heutige Generation bedeutsam ist.
Es wurde ein Vormittag der gemischten Gefühle. In das Glück, heute an diesem Ort inmitten von interessierten jungen Menschen sein zu können, mischte sich mahnend das Gedenken an die Familienmitglieder, denen die Emigration nicht gelang, darunter die Großeltern Max und Ilse Gompertz aus Krefeld, sowie an den Großvater Adolf Devries und dessen Schwester Johanna, welche beide aus Goch deportiert wurden und deren Spur sich in den Ghettos Litzmannstadt, bzw. Riga verliert.
Besonders berührte die persönliche Erinnerung an den eigenen Vater Max-Adolf Devries, dem die Flucht nach Australien gelang. Es wurde ins Bewusstsein gerufen, dass diese Flucht zwar als Glück verstanden werden kann, die Entwurzelung aber dennoch tiefe Spuren in Max-Adolf Devries hinterließ, die er Zeit seines Lebens nicht überwinden konnte und die immer einen Einfluss auf ihn hatten.
Vor allem durch die Austauschrunde wurde die Begegnung zu einer tiefgründigen Erfahrung für alle Beteiligten. Neben der Erkenntnis, dass die Erinnerung an geschehenes Unrecht bedeutsam ist, wurde auch die Freude daran deutlich, dass sich so viele Schülerinnen und Schüler aktiv für die persönliche Geschichte interessieren und darüber, dass wir alle uns glücklich schätzen dürfen in Demokratien leben zu dürfen, die die persönliche Freiheit und Entfaltung gestatten.
An dieser Stelle sei Robin Devries und seiner Ehefrau nochmals dafür gedankt, sich so offen und frei von Vorurteilen den Schülerinnen und Schülern zu stellen. Ihr oftmals humoriger Vortrag hat unser Bewusstsein nachhaltig verändert und für viele Denkanstöße gesorgt.