Das Projekt wird in der Jahrgangsstufe 8 von jeweils zwei Fachkräften der „Beratungsstelle für Schwangerschaft und Familienplanung der AWO" durchgeführt, die nach dem folgenden Konzept vorgehen:
1. Zielsetzung
Sexualpädagogik geht über eine reine Wissensvermittlung hinaus und beinhaltet auch eine Sozialerziehung. Das vierstündige Unterrichtsprogramm ist auf die Bedürfnisse und Interessen der Schüler und Schülerinnen abgestimmt.
In unseren Augen dient die Sexualpädagogik nicht nur der Prävention, sondern auch der Ent-wicklungsförderung. Sexualität ist ein wesentlicher Kern der eigenen Persönlichkeit und sollte im günstigsten Fall eine Bereicherung bedeuten. Dies heißt für uns, Mädchen und Jungen in ihrer sexuellen Entwicklung altersgemäß zu unterstützen, um sich über den eigenen Körper und Gefühle bewusst zu werden und zu lernen, diese Bedürfnisse auch zu äußern.
Prävention bedeutet die Verhütung ungewollter Schwangerschaften, der Schutz vor sexueller Gewalt und vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Eine ganzheitliche Sexualpädagogik bein-haltet beide Aspekte.
2. Durchführung der Veranstaltung
Nach einer Vorstellungsrunde sammeln wir mit den Schülern und Schülerinnen Begriffe aus den Bereichen Liebe und Sexualität. Dies dient dazu, den Wissenstand der Jugendlichen zu ermitteln und ins Gespräch zu kommen. Anschließend folgt ein Wettspiel, um das Programm vom alltäglichen Unterricht abzugrenzen. Informationen können spielerisch weitergegeben werden.
Auffällig ist, dass trotz schulischer Aufklärung den Schülern und Schülerinnen Begriffe wie Zyklus, Eisprung etc. gänzlich unbekannt sind. Wir stellen auch immer wieder fest, dass der Unterricht fern der eigentlichen Interessen beschrieben wird und die Mädchen und Jungen es nicht gelernt haben, über Sexualität und eigene Bedürfnisse zu sprechen.
Durch unseren spielerischen Einstieg in das Thema schaffen wir bewusst eine offene Ge-sprächsatmosphäre, die von den Schülern und Schülerinnen gern angenommen wird.
Darauf folgend werden alle Verhütungsmittel demonstriert und erklärt. Mädchen und Jungen dürfen die mitgebrachten Verhütungsmittel anfassen oder aus der Nähe betrachten. Diese Vor-stellung der einzelnen Methoden außerhalb der Lehrbücher mindert Berührungsängste.
Da das Thema AIDS leider nicht mehr präsent zu sein scheint, ist es uns wichtig, auch dies zum Ende hin noch anzusprechen. Hierzu werden die Schüler und Schülerinnen aufgefordert, eine imaginäre Person zu erfinden und deren Lebenswelt zu beschreiben. Im Anschluss daran wird eine Diskussion darüber geführt, was sich für diesen Menschen ändert, wenn er/sie vom Arzt die Diagnose HIV-positiv erhält. Damit die Jungen und Mädchen sich des einzigen Schutzes vor Geschlechts¬krankheiten bewusst werden, können sie nun, auf freiwilliger Basis, die Handhabung eines Kondoms an einem Modell üben.
In der letzten Unterrichtsstunde werden Mädchen und Jungen voneinander getrennt, da für beide Geschlechter in ihrer psychosexuellen und körperlichen Entwicklung jeweils ge-schlechtsspezifische Entwicklungsmerkmale und -fragen relevant werden.
3. Geschlechtsspezifische Sexualpädagogik
Im geschützten Raum, d.h. ohne die Anwesenheit einer Lehrkraft, werden nun Fragen der Mädchen und Jungen, die sie zuvor anonym aufgeschrieben haben, beantwortet. Notwendig ist hier die flexible Gestaltung unseres Angebotes, das sich dem Bedarf der Schüler und Schülerinnen anpasst.
Immer wieder tauchen thematische Schwerpunkte auf, wie z. B. Schönheitsideale, Unterschie-de männlicher und weiblicher Sexualität, Umgang mit körperlichen Veränderungen, Kennen Lernen, Verhütung, Homosexualität, ungewollte Schwangerschaft und AIDS.
In den einzelnen gleichgeschlechtlichen Gruppen werden Mädchen und Jungen außerdem be-stärkt, Gefühle, Wünsche, Phantasien und Ängste im Zusammenhang mit ihrer Sexualität wahrzunehmen und in Austausch mit anderen zu bringen. Unser Anliegen ist es, vorhandenes Wissen zu ergänzen oder gegebenenfalls zu korrigieren, aber auch Mädchen und Jungen da-hingehend zu unterstützen, sexuell übergriffiges Verhalten zu erkennen und sich davor zu schützen. Hierbei begegnen wir den Mädchen und Jungen mit einer parteilichen Grundhaltung. Parteilichkeit bedeutet, dass wir die Sorgen, Ängste und Nöte ernst nehmen und glauben. Wir bringen ihnen Respekt und Achtung entgegen. Durch diesen Umgang und der Trennung der Geschlechter öffnen sich die Schüler und Schülerinnen und stellen unbefangen Fragen zu den Themen, die sie interessieren.
Ausführliche Informationen zur Handhabung des Themas in der Schule finden Sie in den Richtlinien für die Sexualerziehung in Nordrhein-Westfalen